GFG015-Mobbing! wie geht man damit um?

Umgang mit Mobbing

Diese Woche gehört dem Thema Mobbing. Hören Sie dazu auch rein in die aktuelle Podcastfolge. Mobbing tritt in den verschiedensten Ausprägungen und am Arbeitsplatz, in Schulen, in Vereinen und immer stärker auch im Internet und den sozialen Plattformen auf. Konzentrieren möchte ich mich in dieser Sendung auf das Mobbing am Arbeitsplatz. Dafür habe ich die Sendung in drei Bereiche gegliedert.

  1. Was kann ein Unternehmen tun, um Mobbing zu vermeiden oder es zu bekämpfen?
  2. Was sollte man als Betroffener tun? Und
  3. Wie sollte man selbst reagieren wenn man im Umfeld Mobbing  oder die Ansätze dazu feststellt?

Das Wort Mobbing stammt aus dem Englischen und bedeutet jemanden bedrängen, anpöbeln, ihn fertig machen.

Andauernde Anfeindungen = Mobbing

Damit ist nicht gemeint, vorübergehendes schlechtes Arbeitsklima oder Streit zu haben. Bei Mobbing spricht man von regelmäßigen, mindestens einmal wöchentlichen, mindestens 6 Monate anhaltenden Angriffen, Anfeindungen, Schikanen oder Diskriminierungen. Die Zahlen sind erschreckend. Man geht davon aus, dass wir ca. 1,6 Mio. Betroffene am Arbeitsplatz haben. Neben der menschlichen Komponente bedeutet dies auch einen riesigen wirtschaftlichen Verlust für die Unternehmen.

  • Die Leistungsbereitschaft und die Leistungsfähigkeit sinken
  • Der Krankenstand steigt
  • Ganze Arbeitsprozesse werden lahmgelegt oder boykottiert.

Mthoden des Mobbing

Wie geht so etwas von statten? Die am weitesten verbreiteten Methoden sind: Das Erzählen übler und denunzierender Gerüchte und Geschichten über das Mobbingopfer. Das Verschwinden lassen von  wichtige Unterlagen oder Notizen oder das Manipulieren von Emails. Ausgrenzen und nicht reden mit dem Opfer
Das Zuwerfen abschätziger Blicke oder Sexuelle Andeutungen am Arbeitsplatz, auch dies ist eine Form des Mobbings.
Bei jedem Unternehmer, jeder Führungskraft, ja bei jedem Mitarbeiter sollten die Alarmglocken läuten, wenn schon der geringste Verdacht für Mobbing besteht.
Stellen Sie sich immer vor, wie Sie empfinden würden, wenn Sie selbst ein Betroffener wären.

Es kann auch Sie betreffen

Und glauben Sie nicht, Sie könnten davon nie im Leben betroffen sein. Denken Sie nicht, Sie als Führungskraft oder als Geschäftsführer sind doch außen vor, Sie stehen doch über den Dingen, Ihnen kann man doch gar nichts anhaben. Seien Sie gewarnt. Wirklich sicher davor ist man nie. Oftmals bemerken Sie zum Beginn das Treiben gar nicht. Aber solche Dinge verselbstständigen sich. Es beginnt mit ganz kleinen, dummen, subtilen Geschichtchen, die mal so nebenbei erzählt werden. Sie glauben gar nicht, welche Eigendynamik so etwas entwickeln kann.

Wie begegnet man Mobbing am besten? Ich möchte dies gerne aus der Sicht des Arbeitgebers, des Betroffenen, und des Umfeldes beleuchten.

Arbeitgeber

Wenn Sie derartige Handlungen feststellen, ist es notwendig, dass Sie sich als Arbeitgeber, Chef oder Vorgesetzter  einschalten, um das Mobbing stoppen.  Durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sind Sie verpflichtet  durch § 3 Absatz 3 AGG zum Schutz vor Belästigungen, allerdings nur wenn die „Belästigungen“ mit einem in § 1 AGG genannten Grund wie

  • Rasse und ethnische Herkunft,
  • Geschlecht
  • Religion und Weltanschauung,
  • Behinderung
  • Alter (jedes Lebensalter)
  • sexuelle Identität

in Zusammenhang stehen.

Sollten Sie diesen Verpflichtungen nicht nachkommen, kann der gemobbte Mitarbeiter sogar von Ihnen Schadenersatz fordern. Somit sind Sie in der Verantwortung, bei Kenntnis derartige Konflikte zu lösen und zu bewältigen. Dafür haben Sie einen weitgefächerten Handlungsspielraum.

Im ersten Schritt strebt man natürlich eine Konsenslösung an, die man wie folgt aufbauen kann:

  • Die genaue Analyse des Konfliktes
  • Die Konfliktparteien zu Lösungsmöglichkeiten und Alternativen zu hören
  • Für und Wider der Lösungsvorschläge zu analysieren und
  • Eine Einigung über den besten Lösungsvorschlag herstellen
  • Die Umsetzung dieses Lösungsvorschlages definieren und die sich daraus ergebenden Handlungsschritte fixieren
  • Anschließende Untersuchungen und Bewertungen  hinsichtlich des  Erfolgs der Konfliktlösung vornehmen.

Sollten es Ihnen nicht möglich sein, durch klärende Gespräche oder Mediation Abhilfe zu schaffen, bleiben Ihnen am Ende die Möglichkeiten, Abmahnung, Versetzung oder gar Kündigung derjenigen, die die Mobbinghandlungen ausüben. Wichtig für Vermittlungsgespräche oder Mediationen: Schalten Sie einen Profi für derartige Konfliktlösungen ein. Andernfalls können sich Ihre gut gemeinten Vermittlergespräche leicht in ihr Gegenteil verkehren und Konflikte und Mobbingverhalten sogar noch verstärken.

Wichtigstes Gebot ist es m.E., dass der Gemobbte Ihre uneingeschränkte Unterstützung verdient.  Bitte beachten Sie auch: Sollten Sie als Führungskraft in solch einer Situation nicht konsequent und entschieden durchgreifen, werden Sie selbst unglaubwürdig und ganz schnell zum Spielball Einzelner in Ihrer Belegschaft. In letzter Konsequenz entscheiden am Ende nicht mehr Sie, wie Teams zusammengestellt oder Positionen besetzt werden, sondern Dritte.

Mobbing – Opfer

Zunächst einmal sollten Sie nicht überstürzt reagieren. Nicht jeder Streit, nicht jede nicht weitergeleitete Email oder vergessene Information ist ein Zeichen für Mobbing. Wenn sich jedoch die Anzeichen verdichten, dass Sie aufs Korn genommen werden, Sie sich in Ihrem Arbeitsalltag immer unwohler fühlen, fangen Sie an, ein Notizbuch oder eine Art Tagebuch zu führen. Zum einen hilft es Ihnen, die Situationen noch besser zu reflektieren und abzuwägen, zum anderen sind diese Notizen u.U. bei einer späteren Klärung mit dem Vorgesetzten, möglicherweise dem Betriebsrat oder sogar in einem Arbeitsgerichtsprozess sehr hilfreich und werden sogar als Beweismittel akzeptiert. Wichtig: notieren sie Ort, Zeit, die beteiligten Personen und die benutzten Worte und Ausdrücke des oder der Mobbers. Versuchen Sie dabei so objektiv wie möglich zu bleiben, machen Sie keine Annahmen und nehmen Sie keine Interpretation vor. Notieren oder protokollieren Sie nur Fakten.

Nach meinem Empfinden sollte man dann zunächst versuchen, ein klärendes und sachliches Gespräch unter vier Augen mit dem Mobber zu führen. Wenn es unter Umständen wirklich nur Unachtsamkeit oder falsch verstandener Spaß war, können Sie hier ganz schnell und unkompliziert eine Lösung herbeiführen.

Versuchen Sie in solch einem vier Augen Gespräch nicht anklagend zu wirken, sondern in Ich-Botschaften Ihre Wahrnehmungen, Gefühle und Eindrücke  zu schildern, andernfalls könnte sich die Situation nur noch weiter verschlimmern. Sollte der Mobber die Situation jedoch verharmlosen und keine Einsicht zeigen, machen Sie ihm klar, dass sein Verhalten nicht ohne Konsequenzen bleiben wird.

Bringt ein solches Gespräch keine Veränderung, ist der nächste Schritt ein sachliches Gespräch mit dem Vorgesetzten. Schon in diesem Gespräch kann ihr Notizbuch sehr hilfreich sein. Auf ein solches Gespräch muss der Vorgesetzte reagieren, weil er für seine Mitarbeiter eine Fürsorgepflicht hat. Er sollte eine verbindliche Zusage machen, welche Schritte er wann einleitet. Wenn Sie ganz sicher gehen wollen, schicken Sie Ihrem Vorgesetzten im Nachgang zu ihrem Gespräch ein Email, in der Sie den Gesprächsverlauf zusammenfassen.

Sollte es einen Betriebsrat geben und sie fallen als Betroffener in den Verantwortungsbereich desselbigen, was bei Führungskräften oft nicht der Fall ist, dann können sie auch hier Kontakt suchen.  Oft sind in Betriebsvereinbarungen Schlichtungsverfahren vorgesehen oder es gibt Konfliktbeauftragte.  Wichtig für den Betroffenen ist es zu wissen: Wenn das Unternehmen nicht auf Ihre Beschwerden reagiert, sind Sie als Betroffener in der Lage, den Arbeitgeber in letzter Konsequenz schriftlich abzumahnen.  Dafür ist es jedoch empfehlenswert, sich rechtlich eingehend beraten zu lassen.

Darum auch an dieser Stelle nochmals der Appell an die verantwortlichen Führungskräfte. Bei Kenntnis von Mobbing müssen Sie reagieren, hier nichts zu tun ist nicht nur moralisch verwerflich, sie begeben sich auch rechtlich auf ein ganz dünnes Eis.

Courage

Wie können Sie sich verhalten, wenn sie potenzielle Mobbingopfer erkennen? Als Führungskraft ist die MobbingAntwort ganz einfach. Sie müssen einschreiten und die Maßnahmen umsetzen, von denen ich im Laufe  dieser Sendung gesprochen habe. Andernfalls machen Sie sich als Vorgesetzter unglaubwürdig und damit, dass verspreche ich Ihnen, schaffen sie sich noch viel mehr Probleme. Aber auch unter Führungskräften untereinander soll es ja auch bisweilen schon Mobbing geben. Und wenn Sie dies auf Ihrer  Ebene, auf Ihrem Level erkennen, dann sollten Sie als Dritter, wo immer möglich, den Betroffenen unterstützen. Sei es sich mit Ihm in fachlichen Fragen besser abzustimmen, Ihn zu unterstützen oder auch vor Fallstricken zu warnen und nicht in die Falle laufen zu lassen. Darüber hinaus können Sie Ihre Position auch gegenüber den Mobbern deutlich machen, bzw. Ihre Vorgesetzten über Ihre Beobachtungen einweihen. Ich weiß, dass klingt alles so einfach und hängt selbstverständlich von Ihrer eigenen Position und Situation im Unternehmen ab. Solch ein Vorgehen setzt in jedem Fall eine Menge Erfahrung voraus und verlangt ein gehöriges Maß an Fingerspitzengefühl, schließlich ist niemandem damit gedient, wenn Sie durch Ihr Engagement das nächste Opfer werden. Eines hilft aber in jedem Fall, sowohl dem Betroffenen als auch dem Unternehmen, nicht: Wenn Sie die Vorkommnisse verharmlosen oder darüber hinweg sehen.

Bisher haben wir besprochen, was Sie tun können wenn Sie direkt in solch einer Mobbingsituation stecken, sei es als Vorgesetzter, als Betroffener oder Beobachter.

Vermeiden/ Verhindern von Mobbing

Was kann man aber als Unternehmen tun, um in Mobbingsituationen zu vermeiden bzw. zu minimieren? Dazu gehört es, die richtigen Teams zusammenstellen, Rollen richtig zu verteilen, Teamwork fördern und zu promoten. Menschen, die private Aspekte untereinander teilen, die mehr voneinander wissen, hegen weniger Mobbinggedanken. Erschöpfend behandeln kann man Mobbing in jedem Fall nicht. Die Fälle liegen meist so unterschiedlich und die Kreativität von Mobbern scheint manchmal grenzenlos zu sein.

Diese Tipps und Empfehlungen basieren auf meinen eigenen beruflichen Beobachtungen und Erfahrungen. Meine Empfehlungen stellen in keiner Weise eine rechtliche Beratung dar und ersetzen nicht den Gang zu einem Rechtsanwalt oder einer anderen Institution.

 

Mehr zum Thema Mobbing:

Interview mit Rechtsanwalt Frank Poillon

Interview mit Mobbingopfer Martina Frahn

Zitat:

Und zum Schluss der heutigen Sendung noch das Zitat der Woche:

Ich ziehe die Gesellschaft der Tiere der menschlichen vor. Gewiss, ein wildes Tier ist grausam. Aber die Gemeinheit ist das Vorrecht des zivilisierten Menschen.
Sigmund Freud

Beitragsbild: haru_natsu_kobo – Fotolia
Mann mit roter Karte: Bild: Janina Dierks – Fotolia

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