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Ärgerniss Unpünktlichkeit
Ärgern Sie sich auch oft über Unpünktlichkeit? Pünktlichkeit- wie wichtig ist Sie eigentlich heute noch? Gerade Deutschland genießt den Ruf der Pünktlichkeit und Termintreue, laut einer GFK Studie ist dies jedoch nur für rund ein Fünftel der Deutschen wirklich wichtig. In anderen Ländern, wie z.B. Rußland oder Italien, ordnet man Pünktlichkeit wesentlich höher ein. Zeit ist eine Ressource, die jedem Menschen im selben Maße zur Verfügung steht. Es passiert nur immer wieder, das Menschen versuchen über die Ressourcen von anderen Menschen zu verfügen. Das ist z.B. OK wenn man als Arbeitnehmer sein Gut „Zeit“ gegen das berühmte Geld tauscht. Kritisch wird es, wenn ein solcher Interessenausgleich nicht besteht.
Reicht „Bescheid geben“?
Oft haben wir im Hinterkopf, es sei schon OK, dass wir bei einer zu erwartenden Verspätung ganz schnell mit dem Mobiltelefon Bescheid geben können. Irgendwie verführt diese Möglichkeit. Wir lassen unseren Gesprächspartner gefühlt ja gar nicht warten, er ist ja informiert. Das wir jedoch mit solch einer legeren Handhabung massiv in die Arbeitsabläufe und Freiheiten von Kollegen, Mitarbeitern, Kunden, Vorgesetzten eingreifen, darüber sehen wir locker hinweg. Wir haben ja Bescheid gegeben. Mittlerweile stelle ich verstärkt fest, dass Menschen sich gar nicht mehr richtig auf einen festen Termin einlassen wollen. Da werden nur noch vage Absprachen getroffen, nach dem Motto, so ungefähr um drei Uhr, ich melde mich dann noch mal auf dem Handy. Unsere ständige Erreichbarkeit macht sich insofern besonders in Sachen Unpünktlichkeit bemerkbar. Und dieses Verhalten findet man sowohl im beruflichen Umfeld als auch im Privatleben.
Der Volksmund
Wenn ich als Junge zu spät nach Hause kam, bekam ich von meiner Mutter nett aber entschieden den alten Spruch aus dem Volksmund: „Pünktlichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“ Im Berufsleben kann Unpünktlichkeit herbe Konsequenzen nach sich ziehen und sogar bis zur Kündigung führen, insbesondere bei unpünktlichem Erscheinen am Arbeitsplatz. Wenn in einem Produktionsbetrieb der Ablauf durch fehlende Mitarbeiter nachhaltig gestört wird, dann werden sich dies weder der oder die Inhaber, noch die Führungskräfte sehr lange ansehen. Hier geht es um Produktivität. Umsatzverluste durch Ausfälle sind klar messbar und kalkulierbar. In anderen Bereichen sind solche wirtschaftlichen Verluste oft schwieriger messbar als in der Produktion, vorhanden sind sie trotzdem.
Moderne Arbeitszeitmodelle
Heutige, moderne Arbeitszeitmodelle machen es den Mitarbeitern in vielen Branchen deutlich einfacher weil man lediglich einen Zeitkorridor für den Arbeitsbeginn einhalten muss. In ganz innovativen Unternehmen und Geschäftsfeldern darf sogar jeder flexibel arbeiten, d.h. wann und von wo aus er es möchte. Dazu empfehle ich Ihnen auch die Folge 31 mit Dr. Nikolaus Förster vom Impulse Medienverlag.
Aber Pünktlichkeit bedeutet nicht nur das Erscheinen am Arbeitsplatz, sondern auch Termine einzuhalten. Das betrifft nicht nur Führungskräfte, Manager und Unternehmer, es betrifft alle am Prozess beteiligten.
Seltsamerweise wird Pünktlichkeit nicht missverstanden wenn es sich um eine Flugreise handelt oder eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch zu einem Bewerbungsgespräch erscheint man in der Regel auf die Minute. In anderen Situationen ist man da deutlich flexibler und diese Flexibilität kostet Unternehmen Geld, richtig viel Geld. Nicht zu vergessen, Pünktlichkeit oder auch Unpünktlichkeit sind Ausdruck der eigenen Haltung.
Aber was steckt nun eigentlich hinter der Unpünktlichkeit?
Ich habe dafür 4 Gründe identifiziert, die ich Ihnen gerne nennen möchte.
Grund 1:
Chaos in der eigenen Zeitplanung, schlechtes Zeitmanagement, keine genaue Vorstellung von Arbeitsabläufen und das Nichtplanen von Zeitpolstern. Diese Menschen neigen nach meiner Erfahrung darüber hinaus dazu, mit dieser Unpünktlichkeit zu kokettieren. Frei nach dem Motto: Ihr kennt mich ja, ich kann das nicht oder das hat bei mir ja noch nie geklappt. Aber hier kann man ganz leicht selbst ansetzen. Entweder durch den Besuch eines entsprechenden Seminares oder noch schneller mit der Hilfe eines Freundes mit dem man bestimmte Zeitabläufe einfach mal durchspricht. Schon das hilft
Grund 2:
Schlicht und einfach Desinteresse. Der Betreffende hat keine Lust auf ein Meeting, eine Verabredung, kann sich diesem jedoch nicht entziehen. Nach meinen Erfahrungen ist ein solches Verhalten sehr oft ein Anzeichen einer inneren Kündigung. Als Führungskraft sollten Sie hier sehr genau beobachten, denn Mitarbeiter die innerlich gekündigt haben werden auch in allen anderen Arbeitsfeldern unter ihren Möglichkeiten bleiben.
Grund 3:
Hochnäsigkeit oder Arroganz. Was Ihr tut, interessiert mich nicht, ich mach mein eigenes Ding und erscheine wann es mir passt. Solch einen Umgang mit Pünktlichkeit sollten Sie als Führungskraft direkt ansprechen. Wenn Sie sich hier nicht klar positionieren wird Ihnen das Heft aus der Hand genommen und Sie verlieren Ihre Autorität.
Grund 4:
Dieser vierte Punkt ist ganz eng verknüpft mit Grund Nr. 3 und besonders bei Führungskräften verbreitet: Reine Machtinszenierungen. Es gibt einen Satz unter Führungskräften der besagt, wer über die Zeit von anderen bestimmen kann, der ist auch der uneingeschränkte Anführer. Aber hat eine souveräne Führungskraft so etwas nötig?
Wenn Sie als Unternehmer ein solches Verhalten bei einer Führungskraft feststellen, dann ist es m. E. ebenso höchste Zeit für ein klärendes 4 Augen-Gespräch. Erstens passt solch ein Stil nicht in die heutige Zeit, zweitens kostet es ein Unternehmen nur Geld.
Wenn Sie den Stundensatz einer Fachkraft nur mit 50 EUR ansetzen kosten sie 15 Minuten mutwillige Verspätung für 8 Leute genau 100 EUR. Nicht mitgerechnet die Dominoeffekte die sich daraus ergeben. Wenn Sie jetzt noch die Anzahl der monatlichen oder jährlichen Meetings kennen, werden Sie über diesen Kostenfaktor erstaunt sein.
Das gleiche gilt selbstverständlich auch, wenn die Führungskraft trotz pünktlichem Erscheinen zu einem Termin zunächst noch ein paar ganz wichtige Telefonate führen muss oder eine paar Emails zu beantworten hat. Die anderen Teilnehmer müssen warten, die Abläufe verzögern sich.
Führungskräfte sollten Vorbild sein
Führungskräfte sollten sich auch darüber im Klaren sein, dass sie durch Pünktlichkeit Souveränität und Verlässlichkeit demonstrieren und die Pünktlichkeit auch etwas mit Höflichkeit, Respekt und Achtung zu hat. Als Führungskraft sind Sie Vorbild und vielleicht kennen Sie den Spruch aus der Kindererziehung? Er lautet: „Man kann bei Kindern so viel erziehen wie man will, sie machen es trotzdem nach.“
Wenn Sie als Führungskraft Ihre Fachkräfte immer wieder warten lassen, ist es gut möglich, dass diese dann ein ähnliches Verhalten Ihren Kunden gegenüber an den Tag legen. Wie würde sich dies auf Ihren Geschäftserfolg auswirken?
Ihr Aufgabe als Führungskraft
Wie sollten Sie generell reagieren, wenn Sie in Ihrem Verantwortungsbereich Unpünktlichkeit erkennen? Zunächst sollten Sie für sich klären, ob es für Sie zu tolerieren ist oder ob Sie sich langfristig mit einer solchen Situation nicht zufrieden geben können. Machen Sie sich selbst ganz genau klar was Sie wollen und erwarten und kommunizieren Sie dieses genau so klar an Ihre Mitarbeiter.
Andernfalls werden andere Mitarbeiter es als Aufforderung verstehen, zukünftig auch etwas unpünktlich sein zu dürfen und der Betreffende selbst wird seine Unpünktlichkeit als von Ihnen akzeptiert betrachten. Solche Missverständnisse enden dann auch schon mal vor dem Arbeitsgericht.
Klarheit schafft Vertrauen, behandeln Sie alle Mitarbeiter in der gleichen Art und Weise und bleiben Sie menschlich. Man kann in Ausnahmefällen auch mal fünfe gerade sein lassen.
Generell sollten Terminabrachen für beide Seiten möglichst klar und transparent sein, um unnötige Zeitverluste zu vermeiden. Dazu sollten Termine schon im Vorfeld mit Augenmaß getroffen werden. Was ich meine ist, dass ein weit entfernter auswärtiger Termin nicht unbedingt in den frühen Morgen gelegt werden muss, dass man bei einer langen Anreise durchaus auch ein Zeitfenster einplanen kann und dass man nicht mit aller Macht versucht, Termine in einen Tag zu pressen, wohlwissend, dass es so gut wie nicht zu managen ist.
Hier planvoll vorzugehen, hilft Ihnen auch entspannter und relaxter zu arbeiten.
Zitat:
Zum Abschluß noch das Zitat der Woche:
Meine Pünktlichkeit drückt aus, dass mir deine Zeit so wertvoll ist wie meine eigene.
Helga Schäferling, deutsche Sozialpädagogin