GFG045-Lerngeschenke von einem Hund!

Heute geht es um drei praktische Lerngeschenke, die ich am Himmelfahrtstag von meinen Hunden zum Thema Führung bekam. Für mich waren sie so anschaulich und stellten eine so bemerkenswerte Verbindung zum Alltag einer Führungskraft oder eines Unternehmers her, dass ich diese Lerngeschenke heute an Sie weitergeben möchte.

Ein perfekter Tag

Wie gesagt, es war am Himmelfahrtstag. Ich begann diesen außergewöhnlich schönen, sonnigen Tag mit der Morgenrunde mit meinen Hunden. Das Wetter war perfekt und ich konnte meinen Spaziergang in vollen Zügen genießen. Diejenigen von Ihnen, die eventuell ebenfalls in Niedersachsen wohnen und einen Hund besitzen, wissen, dass wir hier in der Zeit vom 01.04- 15.07. die Brut- und Setz-Zeit Regelung haben. Das bedeutet, dass während dieser Periode alle Hunde an der Leine geführt werden müssen. Das schmeckt den meisten Hundebesitzern nicht, hat aber durchaus seine Berechtigung. Und auch meine Hunde, die normalerweise nur frei laufen, werden in dieser Zeit an der Leine geführt.

Lange Leine für die Mitarbeiter?

In der Mitarbeiterführung ist es vergleichbar. Man kann als Vorgesetzter sehr viele Freiheiten gestatten und trotzdem gibt es Situationen, da muss eine Führungskraft in der Lage sein, diesen Freiraum zu begrenzen. Ich ging also mit meinen Hunden spazieren und benutzte wie üblich Flex-Leinen.

Das sind 5m Leinen die sich aus einem kleinen Automaten automatisch aus- und einziehen lassen. Das ist ganz praktisch und funktioniert sehr gut. Die Hunde sind auch daran gewöhnt und so kann man trotz Leinenpflicht in der Brut und Setz Zeit einen gewissen Freiraum gestatten ohne Vögel und Wild aufzuscheuchen.  Man braucht etwas Platz, denn mit voll ausgefahrenen Leinen nimmt man u.U. den Durchmesser von 10m in Anspruch, es ist also nichts für Bürgersteige oder enge Wege. Aber Platz ist in der Regel bei uns im Norden kein so großes Problem.

Die Lerngeschenke

Und dann durfte ich die wunderbaren Beispiele zum Thema Führung entgegen nehmen, die ich Ihnen jetzt präsentieren und wiedergeben möchte. 
Ich stand  in der Mitte von 2 voll ausgefahrenen 5m Leinen und auf einmal zog es in beide Richtungen. Mir kamen direkt Assoziationen zum Mittelalter als man mit ähnlichen Methoden Menschen vierteilte.  Keine Sorge, dass Ziehen war nicht so mächtig, ich konnte es aushalten.  Der eine Hund schnupperte an dem einen Baum, der andere hatte sich in entgegengesetzter Richtung ein Stück Wiese gesucht. Ich stand also als Führungskraft mittendrin und war kaum mehr in der Lage mich zu bewegen.

Eine wunderbare Symbolik in unserem Führungsalltag. Einer will in die eine Richtung, ein anderer in die entgegengesetzte Richtung. Die Führungskraft steht in der Mitte und es geht nicht voran. Kennen Sie dieses Gefühl ebenfalls? Oft verharren wir, können uns nicht entscheiden, und das Unternehmen kommt nicht an das gewünschte Ziel. Wenn Sie dies auch schon mal erlebt haben, wie haben Sie reagiert? Bleiben Sie an dieser Stelle einfach stehen, passiert erst mal gar nichts, aber Sie haben allseits zufriedene Mitarbeiter.

Lerngeschenk Nr.1: Allseits zufriedene Mitarbeiter bedeuten nicht automatisch Zielerreichung.

Dieser Spaziergang hatte aber noch viel mehr zu bieten.

Ich wollte meinen Weg fortsetzen und bewegte mich dementsprechend in die Richtung des einen Hundes. Das bedeutete, ich musste den anderen Hund ganz bewusst mitziehen und…frustrieren, denn der wurde von seinem Baum weggezogen, während der andere zunächst mal in aller Ruhe weiterschnuppern konnte. Die Leine hatte ja noch 5m Luft. Auch das kennen wir aus unserem Unternehmensalltag nur zu gut. Wir müssen eine Entscheidung treffen und es gibt Mitarbeiter, die diese toll finden und andere, die damit weniger einverstanden sind da sie nicht ihren Vorstellungen entspricht und sie sich umorientieren müssen.

Es ging aber sehr schnell und ich musste meinen „zweiten“ Mitarbeiter ebenfalls frustrieren. Ich hatte die 5m bis zum Hund plus weitere 5m zurückgelegt und zog nun auch Nr.2 von seinem geliebten Stückchen Wiese weg. Als Führungskraft hatte ich eine Entscheidung getroffen und meinen Weg fortgesetzt. Es war jetzt nur sehr interessant mit anzusehen, dass diese zweite Entscheidung für den Hund den ich zuerst weggezogen hatte, gar keine Rolle mehr spielte. Der hatte seinen Baum bereits längst vergessen, folgte willig und hatte schon Kurs auf ein ganz neues zu beschnupperndes Ziel genommen.

Lerngeschenk Nr.2: wir können es nicht allen recht machen.

Entscheidungen, die manche Mitarbeiter zunächst nicht begeistern, können nach einer Weile durchaus als gut und richtig empfunden werden. Oft sind Menschen zu sehr auf eine bestimmte Aufgabe oder Situation fokussiert und verlieren den Blick für das eine oder andere Neue, was es noch zu entdecken gibt. Und weiter ging es auf unserem Spaziergang, es gab noch mehr zu erleben. Kurze Zeit später standen wir erneut in der bereits beschriebenen Dreierkonstellation, beide Hund maximal voneinander entfernt und ich in der Mitte. Wie standen an einem wunderschönen, sonnigen Plätzchen und ich ließ meine Gedanken wandern und genoss den Moment. Für mich war die Welt in Ordnung und ich wolle mich in diesem Moment gar nicht bewegen. Da entdeckte der eine Hund irgendetwas ganz interessantes und macht einen Satz, der mich fast von den Beinen holte. Da war also einer meiner Mitarbeiter richtig vorgeprescht und hat mich quasi, wenn auch unfreiwillig, mitgerissen. Was aber viel schlimmer war, an dem zweiten Ende der Leine hing der andere Hund und der wurde mit meiner plötzlichen Bewegung von seinem Fleckchen abrupt weggerissen. Ich hatte meinen Mitarbeiter weggerissen und frustriert obwohl es überhaupt nicht meine Absicht war. Ich wollte es gar nicht und stand trotzdem in der Verantwortung. Auch dies ist eine Sache die immer wieder im geschäftlichen Alltag passiert und bei der wir dann in Erklärungsnöte kommen.

Lerngeschenk Nr.3:

Behalten Sie die Situation und Ihre Mitarbeiter immer im Auge. Bleiben sie wach, um rechtzeitig bei unvorhersehbaren Entwicklungen eingreifen zu können. Sonst tragen Sie am Ende die Verantwortung für Dinge, die sie selbst gar nicht verschuldet haben. Wie Sie jetzt feststellen durften, hatte ich einen wunderbar lehrreichen Start in den Christi Himmelfahrts- oder Vatertags Tag. Mir hat dieser Spaziergang wieder gezeigt wie viele Dinge wir von den Hunden in unseren Führungsalltag transferieren können. Es gibt unzählige Beispiele, man muss nur gut beobachten, aber das gilt ja genauso für die Führung im Unternehmen.

Fazit:

Entscheidungen müssen getroffen werden, nicht jede Entscheidung wird jeden zufriedenstellen und es können Dinge passieren, die Sie nicht verschuldet haben, für die Sie aber trotzdem die Verantwortung haben. Nutzen Sie solche oder auch andere Lerngeschenke.

Zitat der Woche:

“Lass deinen Leuten Bewegungsfreiheit, aber stell sicher, dass sie wissen, wo die Zaungrenze verläuft. Verwechsle nicht Grenzen mit Zaumzeug.”

Kevin Leman
(Amerikanischer Wirtschaftsberater und Autor)

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