GFG067- Die Herausforderungen für Führungskräfte in der globalisierten Welt

Die Herausforderungen der heutigen VUKA-Welt: Volatil, Unsicher, Komplex, voller Ambiguität. Lernen Sie, die hohen Umdrehungen zu beherrschen. 

Während meiner kreativen Pause bin ich in den sozialen Netzwerken auf einen Artikel gestoßen, in dem der Begriff „VUKA“ und seine Herausforderungen vorkam. Anschließend tauchte bei einigen Lesern in den Kommentaren die Frage auf, was dieser Begriff VUKA denn eigentlich bedeutet. Da es so viel Unsicherheit über diesen Begriff gibt, uns die VUKA Welt und ihre Herausforderungen aber so nahe ist, möchte ich versuchen, heute etwas Licht ins Dunkle zu bringen.

Woher stammt der Begriff und was bedeutet er?

Das Kunstwort VUKA geistert heute immer mehr durch die Businesswelt und hat sich in vielen Unternehmen zu einem ähnlich inflationär gebrauchten Begriff entwickelt wie z.B. Synergie, Benchmark oder Wertschöpfung.

Der Begriff stammt aus dem Militärischen und wurde Anfang der 1990er Jahre vom US ARMY War College entwickelt und war als Antwort auf den Zusammenbruch der Sowjetunion gedacht.

Man versuchte, auf diese Weise eine unsichere, sich immer wieder verändernde, unvorhersehbare Situation zu beschreiben.

Die Buchstaben VUKA (englisch: VUCA) stehen für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity.

Wofür stehen diese 4 Buchstaben und was bedeuten Sie für Führungskräfte?

Volatilität meint die zunehmende Häufigkeit, Geschwindigkeit und das größer werdende Ausmaß von Veränderungen und ungeplanten Veränderungen.

Unsicherheit meint die immer größer werdende Schwierigkeit, Ereignisse im beruflichen und auch privaten Umfeld vorherzusehen und vorherzusagen.

Komplexität steht für die immer weiter zunehmende Anzahl von Abhängigkeiten und Verknüpfungen, die viele Dinge für uns undurchschaubar machen.

Ambiguität bezeichnet die Mehrdeutigkeit der Faktenlage, die Fehler bei der Interpretation oder Entscheidungsfindung wahrscheinlicher und größer werden lässt.

Die Herausforderungen

Die Herausforderungen, die uns heute in einer globalisierten, vernetzten Welt begegnen, also eine immer schneller steigende Dynamik, die Digitalisierung von immer mehr Arbeitsbereichen, überall verfügbares Wissen und ein unglaubliches Maß an Informationen lassen uns bei der Bewältigung unserer Aufgaben allzu oft wie ein Boot auf offener See schwanken.

Frühere Veränderungen fanden in einer Geschwindigkeit statt, an die wir uns relativ leicht anpassen konnten.

Wenn Führungskräfte sich in dieser Zeit nicht anpassen konnten, galten sie als anpassungsunfähige Betonköpfe, als die ewig gestrigen, die wenig Innovativen oder sie waren durch persönliche Vorteile oder politisch motiviert nicht bereit sich zu verändern.

Vor gut 20 Jahren erzählte mir ein Freund, der in der IT Branche tätig war, dass er alle 2 Monate einen ca. 3-4 cm dicken Katalog im A4 lesen musste. Wenn er diesen Katalog 2-3 Monate aus Bequemlichkeit versäumen würde, wäre er raus aus dem Geschäft. So schnell war schon damals die Entwicklung in der IT.

Heute ist es in ganz vielen Bereichen so, dass die Veränderungen so schnell über uns hereinbrechen, dass wir oft gar nicht in der Lage sind uns anzupassen oder darauf einzustellen.

Alles wird schneller, komplexer und internationaler mit virtuellen Strukturen. Dazu arbeiten unterschiedliche Generationen mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen und Vorstellungen zusammen, was die Zusammenarbeit ebenfalls schwierig gestalten kann

Diese Unruhe erzeugt Stress und führt am Ende in das immer wieder beschriebene Burnout.

Keine Stabilität und Vorausberechenbarkeit mehr

Ich möchte einmal diese alte Business-Welt mit der neuen Vuka Welt vergleichen.

In der uns bekannten Welt entwickelt man in den Unternehmen Strategien und Ziele, die vom Topmanagement vorgegeben werden. Diese beruhen auf der Beurteilung von internen und externen Faktoren.

In der Vergangenheit waren diese Faktoren relativ stabil, voraussehbar oder berechenbar. Das Schöne war, es gab früher meist die eine optimale Lösung. Führungskräfte hatten ein vorausberechenbares System, Sie machten Ihre Analysen und basierend auf diesen Analysen nahmen Sie Ihr Ziel ins Visier.

Durch diese Stabilität und Vorausberechenbarkeit war es möglich, Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Zukunft zu übertragen.

Den Fortschritt in unserer Entwicklung konnten wir dann anhand von Milestones, also Meilensteinen oder Zwischenschritten überwachen und entsprechend nachjustieren, um unser geplantes Ziel zu erreichen.

Diese Vorgehensweise funktioniert bestens, solange wir nicht oder nur in überschaubarem Maß mit Vuka  konfrontiert werden.

Änderungen sind an der Tagesordnung

In volatilen Systemen sind Änderungen jedoch an der Tagesordnung. Das bedeutet wir müssen weg von starren, festgelegten Zielen und Plänen hin zu agilen Organisationen mit klaren Visionen und effektiver Kommunikation. Das bedeutet, Organisationen müssen sich über Ihre Werte und die Zielrichtung im Klaren sein, aber gleichzeitig flexibel reagieren können wie dieser Weg beschritten werden kann.

Die herrschende Unsicherheit, ist jedoch oftmals  so groß, dass wir gar nicht mehr in der Lage sind, alles zu analysieren und im Detail zu verstehen. Schon der Versuch alle Möglichkeiten und Eventualitäten in unsere Arbeit einzubeziehen, lässt uns hoffnungslos scheitern. In Umgebungen, in denen Unsicherheit weit verbreitet ist, greifen traditionelle Risikoanalysen und Forecast-Berechnungen wie sie im Controlling üblich sind, nicht mehr. Was gefordert ist, sind breiter angelegte  Simulationen die uns ermöglichen, auf die unterschiedlichsten Anforderungen zu reagieren.

Die hohe Komplexität resultiert aus der Zahl an globalen Verbindungen und Interaktivitäten. In komplexen Systemen wird es immer schwieriger vorherzusagen was passieren wird, wenn wir an einer Stelle oder in einem Bereich eingreifen. Wenn uns diese Vorhersehbarkeit jedoch genommen ist, müssen Führungskräfte noch stärker auf ein gut funktionierendes Kontakt und Kommunikationssystem bedacht sein.

Dazu gehört offen zu sein für mehr als eine Interpretation, Dinge nicht ausschließlich in schwarz und weiß zu sehen sondern die Grautöne zu sehen und zu verstehen. Dazu gehört z.B., dass Konkurrenten auch Partner sein können. Auch Leadership und Verantwortung, gerade in Matrixorganisationen,  erfordern ganz neue Wege.

Welches Bild gibt es für die  VUKA Welt?

Wie können wir uns nun eine solche Vuka Welt vorstellen? Wie fühlt sich das an. Ich habe nach Beispielen gesucht, um dieses Bild zu verdeutlichen und bin am Ende beim Segeln gelandet.

Auch hier ist man permanent mit unvorhergesehenen Ereignissen oder Umständen konfrontiert. Strömungen, die kaum zu sehen sind, sich drehende oder sich verändernde Winde, Abdrift, plötzliche Wetteränderungen, vielleicht ein sich plötzlich schnell näherndes anderes Boot, Wellengang. Alles Einflüsse und Herausforderungen auf die man schnell und beherzt reagieren muss und manchmal muss man auch einmal beherzt ein Paddel greifen um sein Boot aus der Gefahrensituation zu manövrieren. Ein perfekt vorherberechneter Kurs wird da ganz schnell über den Haufen geworfen und wir müssen reaktionsschnell und intuitiv neue Lösungen zur Verfügung haben. Wichtig ist, schneller zu sein als das Wasser das einen umgibt, denn nur so ist man in der Lage sein Boot zu steuern.

Welchen Herausforderungen müssen sich Führungskräfte in dieser VUKA Welt stellen um zu bestehen?

Zahlen, Daten Fakten sind in der Vuka Welt nicht mehr das unbedingte Mittel der Wahl. Gerade wenn sich Dinge schneller verändern als Manager oder Organisationen Schritt halten, besteht die Gefahr, in diese alten Zahlen-, Daten-, Fakten- Muster zurückzufallen und damit das Problem noch zu verschärfen.

10 Tipps für Führungskräfte

Zum Schluss darf ich Ihnen noch meine 10 Tipps präsentieren, wie Sie sich als Führungskraft in der VuKa Welt und ihren Herausforderungen behaupten:

  1. Unterdrücken Sie das Gefühl alle Dinge kontrollieren zu können und zu müssen. Ihr Geschäftsumfeld wird immer komplexer und schwieriger und darüber müssen Sie sich bewusst werden.
  2. Lernen Sie zu handeln und zu entscheiden, ohne immer ein perfektes Bild vor Augen zu haben. Wenn Sie versuchen, Entscheidungen nur auf der Basis einer perfekten Information zu treffen, werden Sie vermutlich niemals zu einer Entscheidung kommen. Also sammeln Sie so viele Informationen wie möglich, und handeln Sie danach.
  3. Verstehen und akzeptieren Sie, dass einige Ihrer Entscheidungen falsch sein werden. Wenn Sie Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen gefällt haben, werden sich in einer schnell verändernden Welt auch Fehler ergeben. Keine Entscheidungen zu treffen ist allerdings gefährlicher als eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Gehen Sie mit solchen falschen Entscheidungen entspannt um und betrachten sie diese als einen Lernerfolg.
  4. Seien Sie flexibel und gewillt Ihren Kurs zu verändern und anzupassen, wenn Sie mehr und bessere Informationen haben. Die unglaubliche Schnelligkeit mit der wir heute unterwegs sind, liefert innerhalb kürzester Zeit neue Informationen und Fakten um eine Entscheidungen zu revidieren.
  5. Lernen Sie auch in Unsicherheit zu handeln. Sie können nicht alles kontrollieren, also konzentrieren Sie sich auf die Dinge  auf die Sie wirklichen Zugriff haben.
  6. Geben Sie sich damit zufrieden, dass es kein definitives „Richtig“ oder „Falsch“, kein „Schwarz“ oder „Weiß“ mehr gibt.
  7. Haben Sie Vertrauen in sich selbst und in Ihre Fähigkeiten. Dieses Selbstvertrauen hilft Ihnen, auch mal abzuwarten, anderen zuzuhören und um Hilfe zu bitten. Gehen Sie mit eigenen Fehlern souverän um.
  8. Vertrauen Sie auch mal auf Ihren Bauch. Wenn nicht mehr alles durch Zahlen, Daten, Fakten begründbar und belegbar ist, gehört es auch zu einer Führungskraft, den richtigen Riecher zu haben.
  9. Nutzen Sie das zahlreiche Wissen, dass sich in Ihrer unmittelbaren Umgebung befindet. Hören Sie Ihren Mitarbeitern oder Kollegen zu, sammeln Sie die unterschiedlichen Sichtweisen und schätzen Sie auch die gegensätzlichen Meinungen.
  10. Lernen Sie mit Stress umzugehen und gönnen Sie sich angemessene Erholungsphasen.

Tipp zur Stressreduzierung

Um den Stresslevel zu reduzieren, habe ich für Sie einen interessanten Artikel bei „Zeit-online“ gefunden. Darin geht darum, diesen durch Musik um mehr als Hälfte zu reduzieren.

David Lewis, Hirnforscher und Psychologe vom Forschungsinstitut Mindlab International experimentiert mit seinem Team seit Jahren an Möglichkeiten, die menschliche Psyche gezielt auf Entspannung zu polen. Dabei arbeiten britischen Wissenschaftler und Therapeuten auch mit äußeren Einflüssen, die uns direkt in einen Zustand tiefer, innerer Ruhe versetzen.

Die Wissenschaftler  sind der Meinung: Wir sollten gezielt entspannende Musik hören. Und da empfehlen sie einen bestimmten Song: das Lied „Weightless“ des Künstlers Marconi Union. Es ist über acht Minuten lang – aber gemeinsam mit dem Video eine audiovisuelle Reise, die sich lohnt.

http://ze.tt/dieses-lied-senkt-stress-um-ueber-die-haelfte-sofort/

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nur das Beste für 2017 und eine erfolgreiche Woche, Ihr Thomas Reining.

Zur Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen selbstverständlich auch im neuen Jahr das Zitat der Woche, heute von Hermann Simon

„Es ist der Globalisierung egal, ob die Leute sie mögen oder nicht.“

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