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Gelassenheit als Führungskraft, darüber habe ich in den Folgen 91 und 92 mit Christian Holzhausen gesprochen. Wie gut es gelingt, gelassen zu sein, das hängt sehr oft auch von dem eigenen Chef ab.
Schwierige Vorgesetzte lassen uns da schnell unsere Gelassenheit verlieren.
Wolfgang Schäuble´s Ausraster
In meinem Urlaub habe ich zufällig ein You tube Video wiedergefunden.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an eine Pressekonferenz des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble im Jahre 2012, als dieser seinen Sprecher, wie soll ich es sagen, einmal so richtig am Seil herunterließ. Ich schätze Herrn Schäuble und bewundere Ihn ganz besonders für die Energie, die er für seine Arbeit mitbringt. Es ist auch nicht mein Ansinnen hier ein Schäuble Bashing zu starten, aber in dieser Pressekonferenz hatte er einen denkbar schlechten Tag erwischt. Es ging darum, dass bestimmte Unterlagen für die Pressekonferenz nicht ordentlich vorbereitet waren, jedenfalls nicht so, wie es Herr Schäuble erwartet hatte.
Für diejenigen, die dieses Video noch nicht kennen oder es noch einmal anschauen möchten.
Hier geht´s zum Video. Als ich diese Pressekonferenz zum ersten Mal im Fernsehen sah, musste ich schmunzeln, lustig war es aber ganz und gar nicht. So etwas war man nicht von einem Bundesminister gewohnt.
Was sein Pressesprecher an diesem Tag öffentlich aushalten musste, so etwas kommt täglich unzählige Male in Unternehmen vor. Der Chef hat schlechte Laune, ist genervt und verliert die Kontrolle. Leidtragende sind die Mitarbeiter, oft diejenigen die es gerade besonders gut machen wollten. Sie stehen dann da wie begossene Pudel, kommen aus der Situation kaum heraus und fühlen sich bis auf die Knochen blamiert. Keine schöne Situation.
Ich habe mich anschließend gefragt, wie die beiden nach dieser Pressekonferenz miteinander umgegangen sind.
Schwierige Vorgesetzte sind ein Rucksack
Schwierige Vorgesetzte, merkwürdige Chefs sind ein Rucksack, den zahlreiche Führungskräfte mit sich herumschleppen. Teilweise ist dieser so schwer, dass es die Betroffenen morgens kaum ins Büro schaffen.
Aber was macht schwierige Chefs aus?
Meistens sind sie sehr schwer einzuschätzen, ihre Tagesform bietet alles von freundlich bis launisch-cholerisch, ihr Auftreten ist teilweise herrisch und Spaß an der Arbeit will unter diesen Bedingungen einfach nicht aufkommen. Die Stimmung ist einfach vergiftet.
Da gibt es die Kontrollfreaks, die ihren Mitarbeitern wenig oder sogar nichts zutrauen und immer und ständig alles besser wissen und mit diesem Auftreten wenig motivierend wirken.
Und es gibt auch heute noch die Chefs, für die Wertschätzung neumodischer, unnötiger Kram ist und die die geleistete Arbeit als eine Selbstverständlichkeit ansehen.
Die Mitarbeiter fühlen sich wie Sklaven auf einer römischen Galeere und bleiben dementsprechend weit unter ihren Möglichkeiten. Ein Teufelskreis, denn dieses unter den eigenen Möglichkeiten bleiben, erzeugt weitere Reaktionen des Vorgesetzten. Beispiele lassen sich noch duzendweise finden.
Ganz böse sieht es aus, wenn ein solches Auftreten Teil der Firmenkultur ist.
Schwierige Vorgesetzte, Sandwichmanager leiden am häufigsten
Führungskräfte im mittleren Management, diese sogenannten Sandwichmanager, leiden nach meinen Erfahrungen am häufigsten unter solchen traumatischen Erlebnissen. Die offen ausgetragenen Launen empfinden sie als besonders peinlich, da sie in der Regel nicht vor den eigenen Mitarbeitern verborgen bleiben. Für sie ist es ein riesiger Imageverlust und wird mitunter auch als Demontage empfunden. Ist halt kein schönes Gefühl wenn der Big Boss sich in Szene setzt.
Und ja, auch das kann man Ansprechen, die Mitarbeiter einer derartig bloßgestellten Führungskraft empfinden eher Schadenfreude als Mitleid wenn der eigene Chef einen auf den Deckel bekommt.
Wird schon was dran sein wenn der große Chef unzufrieden ist.
Nochmals verstärkt wird diese Schadenfreude, wenn Sie selbst gerade eine schwer nachzuvollziehende oder zweifelhafte Entscheidung getroffen haben. Da heißt es dann schon mal gerne: „ jetzt sieht er mal wie es uns immer geht“.
Darum ist es für Sie als Führungskraft so wichtig, immer auf sich selbst zu achten und klar und offen zu kommunizieren.
Was können Sie tun?
Was können Sie tun, wenn Sie als Führungskraft in solch einer Zwickmühle bei Ihrem Chef oder Vorgesetzten stecken?
Ist gegen solch ein schwieriges Verhalten überhaupt ein Kraut gewachsen?
Wenn Sie es mit einem spontan aufbrausenden Choleriker zu tun haben, kann es manchmal sogar einfacher sein. Auch wenn es unangenehm ist, man weiß oft, gleich beruhigt er sich wieder. In anderen Fällen kann es durchaus viel tiefer gehen. Was können Sie tun, um in schwierigen Situationen selbst nicht unterzugehen?
Schwierige Vorgesetzte, fünf Tipp für den Umgang mit ihnen
Tipp 1:
Bewahren Sie als erstes ruhiges Blut und analysieren Sie die Situation. Finden Sie heraus, ob das Auftreten Ihres Chefs immer so ist oder war oder ob es ein einmaliger, erster Ausrutscher war? Bei einem einmaligen Ausrutscher warten Sie erstmal ab. Jeder Mensch hat mal einen schlechten Tag, trägt ein Problem mit sich rum oder fühlt sich selbst nicht wohl in seiner Haut. Das passiert auch Chefs.
Bei regelmäßigen Ausrastern versuchen sie herauszufinden, in welchen Situationen diese vorkommen.
Ist es immer am Montag, ist es immer am Monatsende, passiert es immer dann wenn eine wichtige Sitzung einberufen wurde oder betrifft es immer nur eine bestimmte Person?
Tipp 2:
Wenn Sie Regelmäßigkeiten erkennen, versuchen Sie, sich genau auf diese schwierigen Situationen vorzubereiten. Vielleicht schaffen Sie es sogar, diese Umstände zu vermeiden. Wenn Sie z.B. wissen, dass Ihr Chef oftmals Montagnachmittag seine neuesten Strategieideen loswerden will, dann versuchen Sie, wenn möglich, die Telefonate mit Kunden oder Lieferanten außerhalb dieses Fensters zu führen um Ihrem Chef für den Fall des Falles zur Verfügung zu stehen. Es entspannt die Situation, führt zu einem bessern Klima und reduziert Ihren Stressfaktor.
Tipp 3:
Achten Sie auf Ihre Körpersprache und treten Sie gelassen und souverän auf. Unsicherheit in Ihrem Auftreten öffnen bei Ihrem Vorgesetzten Tür und Tor um herauszufinden, wie weit er bei Ihnen gehen kann, wo Ihre Schmerzgrenze liegt. Demonstrieren Sie auch nach außen, dass Sie eine Leader und kein Angsthase sind.
Tipp 4:
Packen Sie den Stier bei den Hörnern. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Chef und klären Sie die Situation. Selbstverständlich führen Sie ein solches Gespräch unter 4 Augen und nicht vor Dritten. Es geht ja nicht darum, Ihren Vorgesetzten bloßzustellen, sondern ein ganz bestimmtes Verhalten oder eine ganz bestimmte Situation zu klären. Vor Publikum würden Sie lediglich eine weitere peinliche Situation kreieren und Ihren Chef in eine Verteidigungshaltung zwingen und dabei wenig gewinnen.
Wichtig ist es, dem Vorgesetzten auf Augenhöhe zu begegnen und eine ruhige und besonnene Aussprache zu suchen.
Zeigen Sie ihrem Chef Ihr persönliches Standing und Ihren Mut auch unangenehme Punkte anzusprechen.
Tipp 5:
Lernen Sie frühzeitig herauszufinden, was Ihr Chef wirklich will. Stellen Sie Ihr Antennen auf Empfang, hören Sie auch auf die Töne zwischen den Zeilen, zeigen Sie Ihrem Chef, dass Sie mitdenken. In den meisten Fällen ist es gar nicht so schwer. Jeder Mensch hat seine ganz persönlichen Steckenpferde, auch Chefs. Dem einen liegt die Ordnung am Herzen und er mag es nicht wenn die Hochstapler riesige Papiertürme auf dem Schreibtisch anhäufen. Der nächste hat ein ganz besonderes Auge auf Pünktlichkeit und der dritte legt Wert darauf, alle Unterlagen in einer Klarsichthülle präsentiert zu bekommen. Es gibt nichts was es nicht gibt und es läuft für Sie am besten, wenn Sie sich auf diese Vorlieben so gut wie möglich einstellen.
Zu den Aufgaben einer Führungskraft gehört es auch, den eigenen Chef zu lesen und eskalierende Situationen zu vermeiden.
Psychopathen in Führungspositionen
Es gibt aber auch Vorgesetzte, da funktioniert das alles nicht und das sind die sogenannten Psychopathen in Führungspositionen.
Sie glauben das nicht? Man spricht davon, dass jede 10. Führungskraft psychopatische Tendenzen zeigt. Man könnte sogar behaupten, dass auffällig viele Psychopathen den Weg in die Chefetage finden. Hat es solch ein Psychopath geschafft, eine wichtige Position zu besetzen, dann geht von ihm eine ernsthafte Gefahr aus.
Um dieses Thema weiter zu vertiefen, habe ich in der nächsten Woche Marion Lemper-Pychlau als Expertin zu Gast. Sie ist Diplompsychologin und Spezialistin für Arbeitsfreude im deutschsprachigen Raum. Mit ihr kläre ich die Frage, warum es so viele Psychopathen in Führungspositionen gibt, wie Sie sie erkennen, wie Sie mit ihnen umgehen sollten und wie Sie sich vor ihnen schützen können.
Freuen Sie sich auf ein spannendes Gespräch.
Zum Gespräch mit Marion Lemper-Pychlau:
https://www.gute-fuehrung-braucht-gespuer.de/gfg093-schwierige-vorgesetzte/
Mein Tipp:
Hören Sie doch auch die Episode 23 über Wertschätzung, Anerkennung, Lob oder
die Episode 6 über Kommunikation
Nicht verpassen: Die Führungskräfte-Challenge 2017
Fest in Ihren Terminkalender sollten Sie auch den 21.September um 20:00 eintragen. An diesem Tag startet die diesjährige Führungskräfte-Challenge und ich lade Sie zu 10 kostenfreien Webinaren zum Thema Führung ein. Zehn Experten verschenken auch in diesem Jahr ihr Wissen und im anschließenden Live-Chat haben Sie die Möglichkeit direkt Fragen zu stellen.
Reservieren Sie Ihren Platz, wir haben viele interessante Inhalte für Sie vorbereitet
Damit komme ich zum Ende, bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund und schauen Sie in der nächsten Woche wieder vorbei.
Ihr Thomas Reining
Zitat
Wenn der Chef spricht, hören die Leute zu. Und wenn der Chef handelt, beobachten sie ihn. Man muss sich also seine Worte und Taten gut überlegen.
Henry Ford
Wir können einen Chef so viel analysieren wie wir wollen. Letztendlich ist es eine individuelle Präferenz, ob wir einen Chef gut finden, mit ihm klar kommen oder ablehnen. Nicht immer liegt es der Führungsstil. In manchen Fällen – natürlich nicht in allen – hat es viel mit unseren eigenen Werten zu tun als mit dem Chef an sich.
Und so ist es auch mit Freunden oder Partner, wenn wir sie aussuchen. Es gibt da keine Erklärungen oder Bedingungen. Entweder wir mögen jemanden, sind auf der gleichen Wellenlänge oder nicht. Dies geschieht meist unbewusst und sehr schnell.
Also, mögen wir den Chef als welchen unbewussten Grund wie auch immer sind wir in der Regel bereit, vieles im Kauf zu nehmen bzw. zu dulden oder Verständnis für seine Eigenarten aufzubringen. Deshalb halte ich nicht sehr viel von Führungsseminaren. Weil wenn ich persönlich den Chef nicht mag bzw. respektiere oder schätze, kann er tun, was er will, es wird nichts bringen.
Ähnlich ist, wenn wir versuchen mit Zwang uns in jemanden zu verlieben, weil er nett ist, wertschätzend ist, hilfsbereit ist oder verständnisvoll ist. Und stellen fest, dass es nicht geht. Jeder von uns hat sein Vorlieben. Und woran es liegt hat viele Ursachen.
Natürlich sollte ein Chef gewisse Kompetenzen, Softskills und Führungsqualitäten besitzen. Nur wer definiert diese „Führungsqualitäten“? Der Chef oder der/die Mitarbeiter/in?
Zu dem Thema „Psychopathen auf den Vorstandsetagen“ kenne ich mich da nicht gut aus. Ob einer mir begegnet ist, weiß ich nicht. Angst vor Solchen habe ich schon. Vielleicht weil sie sich angeblich so gut tarnen können und im Außen sehr charmant wirken, dass es schwierig ist, sie auf den ersten Blick zu erkennen, bis wir ihnen in die Quere kommen und dann womöglich ihre Hinterhältigkeit, ihre Boshaftigkeit und Gefährlichkeit spüren. Oye ich mache mich selbst langsam Angst. :-). Ich höre jetzt damit auf.