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Der Smalltalk und die Engländer
Heute geht es um den Smalltalk und ich möchte Ihnen ein Geheimnis verraten:
Ich liebe England und zwar aus den verschiedensten Gründen. Und diese Liebe existiert, obwohl zum Frühstück in den Hotels die Toastbrote so gut wie immer schwarz verbrannt sind und obwohl ich mich in englischen Badezimmern immer noch zwischen einem „heiß“ und einem „kalt“ Hahn entscheiden muss, an dem ich mich entweder verbrühe oder einen Kälteschock bekomme. Die Traditionalisten lehnen die modernen Mischbatterien schlichtweg ab.
Egal, die Engländer sind, vielleicht auch deswegen, ein cooler Menschenschlag, der mit dem bekannten britischen Humor die verschiedenen Lebenslagen eindrucksvoll meistert.
Nehmen Sie es leicht
Eine Sache, die ich an ihnen ganz besonders bewundere und schätze, ist ihre Art Smalltalk zu führen.
Wir in Deutschland tun uns, nach meinen Erfahrungen und Beobachtungen, dabei häufig sehr schwer. Smalltalk läuft bei uns oft sehr zäh ab. Ganz anderes die Engländer. Die finden mit Leichtigkeit den Einstieg in ein Gespräch, auch dann wenn sie niemanden auf einem Empfang, einer Party oder sonst wo kennen. Da wird trotzdem ganz locker über Football, Travelling oder Gardening gesprochen, so dass sich der Gesprächspartner absolut wohl und gut aufgehoben fühlt. Irgendwie bekommen es die Engländer immer hin, dass es niemals gequält wirkt und ein angenehmes Gespräch zu Stande kommt. Warum sich Engländer so viel leichter mit dem Smalltalk tun, ich weiß es nicht.
Keine Scheu zeigen
Heute möchte ich Ihnen darum einige Tipps geben, Ihren nächsten Smalltalk entspannt und unverkrampft anzugehen, egal ob auf einem Netzwerktreffen, einem Firmenfest oder im Fahrstuhl mit dem Chef oder einem Kollegen.
Ein guter Smalltalk ist wichtig für die Kontaktpflege und somit für die eigene Karriere.
Stellen Sie sich vor, Sie sind neu in einem Unternehmen, kennen beinahe niemanden und sind sofort zu einer Veranstaltung eingeladen. Das Geschäftsjahr ist abgelaufen, das Management gibt in einer großen Versammlung das erreichte Ergebnis bekannt und während der Pausenzeiten ist reichlich Zeit für Gespräche mit den neuen, noch unbekannten Kollegen. Sie könnten sich nun scheu in die Ecke stellen und abwarten oder die Gelegenheit nutzen, schnell neue Bekanntschaften zu knüpfen.
Do’s and don’ts
Wenn Sie sich in einem großen Kreis zu einer Gruppe dazugesellen, dann hören Sie gerne interessiert zu. Unpassend wäre es, sich direkt vorzustellen und damit ein Gespräch zu unterbrechen. Warten Sie ab, die anderen werden Ihnen bestimmt die Gelegenheit geben. Tabu für einen Smalltalk sind immer politische oder religiöse Themen, bestens geeignet sind hingegen Gespräche über das Wetter oder auch die Anreise. Verzichten sollten Sie auf Angebereien ganz nach dem Motto mein Haus, mein Auto, meine Jacht, meine letzte Kreuzfahrt. Sprechen Sie lieber über ihren letzten Kino oder Theaterbesuch oder über ihren Lieblingsitaliener um die Ecke. Mit solchen kulturellen Themen oder kulinarischen Genüssen können Sie ein Gespräch leicht in Gang bekommen, während Krankheiten eher stimmungstötend wirken.
Kein Klatsch
Ebenfalls verzichten sollten Sie auf Klatsch, zu groß ist das Risiko indiskret zu wirken.
Auch Witze sind als Gesprächseinstieg eher weniger geeignet. Humorvolle Bemerkungen dagegen, insbesondere wenn Sie bereit sind sich selbst auf die Schippe zu nehmen, kommen indes gut an. Dabei sollte Ihr Humor aber nie verkrampft und gequält wirken. Über das aktuelle Zeit- und Weltgeschehen informiert zu sein, macht Sie natürlich zu einem interessanten Gesprächspartner, aber Vorsicht wenn es dann doch wieder in Richtung Politik abdriftet. Auch sollten Sie Ihre Themen immer an die aktuelle Situation anpassen. Eine Beerdigung eignet sich wirklich nicht, um über geschäftliche Angelegenheiten oder Fußball zu sprechen.
Langweilige Gesprächspartner
Sollte sich einmal einer Ihrer Gesprächspartner als lästig oder langweilig erweisen, versuchen Sie trotzdem zuhören, es wird Ihnen Sympathiepunkte einbringen. Haben Sie aber auch eine nette Ausrede parat, falls Sie dem Gespräch entfliehen wollen.
Der große Hunger und ein Gang zum Buffet können als Ausrede leicht schiefgehen, wenn nämlich Ihr Gesprächspartner ebenfalls Appetit verspürt und Sie begleitet.
Seien Sie kein Langeweiler
Ständige Ja-Sager sind Langeweiler. Vertreten sie auch in einem Smalltalk Ihre Meinung, ohne dabei rechthaberisch zu wirken. Es kann und wird vorkommen, dass Sie von einem Thema keinen blassen Schimmer haben. Gehen Sie dann damit offen um und zeigen Sie durch gezielte Fragen Ihr Interesse.
Auch wenn Sie sich durch den Kontakt zu Ihrem Gesprächspartner etwas erhoffen, beleidigende oder unverschämte Äußerungen müssen Sie sich auf keinen Fall gefallen lassen. In diesen Fällen sollten Sie intervenieren.
Zwei Armlängen Abstand
Viele Menschen haben die Eigenart, eine angenehme Gesprächsdistanz zu unterschreiten und rücken ihrem Gesprächspartner immer dichter auf die Pelle. Denken Sie daran, dass eine Distanz von 2 Armlängen als angenehm empfunden wird und eingehalten werden sollte. Diese Distanz dürfen Sie durchaus von Ihrem Gesprächspartner einfordern.
Zuhören
Zuhören ist beim Smalltalk ebenfalls eine große Kunst. Die Mimik und Gestik Ihres Gesprächspartners zu spiegeln, ist eine gute Art eine angenehme Atmosphäre herzustellen. Ebenso wirksam ist es, die eigene Aufmerksamkeit zu zeigen, in dem man das vom Gesprächspartner Gesagte wiederholt.
Beobachten Sie sich selbst und achten Sie auf eine offene, aufrechte, dem Gesprächspartner zugewandte Haltung mit Blickkontakt, also eine positive Körpersprache.
Für Männer gilt, die Hände gehören nicht in die Hosentasche. Dies gilt auch heute noch als unhöflich.
Hören Sie doch auch gerne noch einmal in die Folge 6 zur Kommunikation rein.
Das Gespräch in Gang halten
Sprechen Sie deutlich aber nicht zu laut, sonst wirkt es leicht nervend und aufdringlich.
Offene Fragen sind in einem Smalltalk bestens geeignet, ein Gespräch in Gang zu bringen und Ihren Gesprächspartner aus dem Schneckenhaus zu locken. Mit geschlossenen Fragen die mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten sind, würgen sie ein Gespräch geradezu ab. Und sollte ein Gespräch doch einmal ins Stocken geraten, greifen Sie einfach einen vorherigen Gesprächspunkt wieder auf. Was vorkommen kann, dass Sie ein Kompliment bekommen. Sollte dies geschehen, nehmen Sie es lächelnd und dankend an.
Im Fahrstuhl
Den Chef morgens im Fahrstuhl zu treffen, gehört wohl zu den am meisten beschriebenen und sehr oft gefürchteten Situationen. Warten Sie nicht darauf, dass er das Gespräch aufnimmt, sondern suchen sie ruhig selbst die Gelegenheit. Egal ob Wetter oder Verkehrsstau der Inhalt Ihres Gespräches sind, Ihr Chef wird diese Fahrt als eine angenehme Begegnung im Kopf behalten.
Zwei Dinge zum Schluss.
- Die Visitenkarten. Egal ob es sich um ein Netzwerktreffen, Seminar, ein internationales Meeting handelt, Sie sollten immer Visitenkarten dabei haben. Es geht jedoch nicht darum, jedem Gesprächspartner direkt eine Karte in die Hand zu drücken, es geht nicht darum mit irgendwelchen Titeln zu protzen. Sehr häufig treffen Sie jedoch interessante Gesprächspartner mit denen Sie gerne Kontakt halten wollen. Wenn Sie dann nach deren Visitenkarte fragen, was gleichzeitig Ihren Gesprächspartnern ein gutes Gefühl vermittelt, dann sollten Sie unbedingt selbst die eigene Visitenkarte parat haben. Lassen Sie sich diese Chance zur Kontaktpflege nicht entgehen.
- Üben Sie Smalltalk. Smalltalk gehört für Führungskräfte und Unternehmer zum Handwerkszeug. Die gute Nachricht ist, es kann gelernt werden wie Schreiben, Lesen oder die Handhabung eines Computers. Suchen Sie sich einen Sparringspartner und legen Sie los. Sie werden sehen, es lohnt sich und macht Sie sicherer.
Das war es für heute, ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche, bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund. Ich freue mich, wenn Sie in der nächsten Woche wieder mit dabei. Bis dahin, Ihr Thomas Reining.
Zitat
„Es fällt immer auf, wenn jemand über Dinge redet, die er versteht.“
Helmut Käutner