GFG126- Gute Zusammenarbeit zwischen jüngeren und älteren Kollegen

Fokus Zusammenarbeit

Wie können ältere und jüngere Kollegen eine gute Zusammenarbeit praktizieren? Darum geht es heute.
Als ich Anfang der 1980er Jahre in das Berufsleben einstieg und in einem großen deutschen, sehr patriarchalisch geführten Textileinzelhandelskonzern begann, galten dort etwas merkwürdig anmutende Regeln. Regeln, die heute den meisten Berufseinsteigern ein Lächeln ins Gesicht zaubern würden.

Früher

Als Nachwuchskraft musste man dort männlich und katholisch sein, durfte keinen Bart tragen,  in den ersten Jahren sollte man kein Auto fahren und am allerbesten auch keine Freundin haben. Der Gesamte Fokus sollte auf die Ausbildung und den Job gerichtet sein. Regeln, die schon damals reichlich veraltet waren und altes patriarchalisches Denken eines Familienunternehmens zum Ausdruck brachten.  Wir Nachwuchskräfte fügten uns diesen Regeln nur, da mit Beendigung der 6 jährigen Trainee-Zeit ein sehr lukrativer Posten wartete und weil man darüber hinaus die eine oder andere Regel auch klammheimlich umgehen konnte. Diese Spielregeln, gepaart mit einer 60 stündigen Arbeitswoche und lediglich 2 freien Tagen im Monat sollten helfen, die Belastbarkeit, den Einsatzwillen und den Korpsgeist jedes Einzelnen herauszufinden und zu schulen. Es sei aber auch gesagt, es hört sich heute weitaus schlimmer an, als es damals für uns Trainees war.

Die Zeiten haben sich geändert

Ab 1986 war es dann mit einer ganz wichtigen Grundvoraussetzung vorbei, denn der Gesetzgeber hatte zum ersten Mal zaghaft mit der gleichen Behandlung der Geschlechter Ernst gemacht. Frauen durften nicht mehr ausgeschlossen werden und auch die anderen Regeln lösten sich dann im Laufe der Zeit im Unternehmen in Wohlgefallen auf.

Diese kurze Einleitung fiel mir jetzt wieder ein, als ich über den Umgang, die Zusammenarbeit und das Miteinander von jungen und älteren Mitarbeitern in einem Team, in einem Unternehmen nachdachte. Überall hört man, dass dieses Miteinander von Jungen und Alten heute in vielen Bereichen Probleme aufwirft. Die Alten sind den Jungen zu langsam, zu wenig technikaffin und zu hierarchiebezogen. Die Jungen wiederum sind den Alten zu unerfahren, zu sprunghaft und zu herausfordernd. Diese Liste lässt sich beliebig verlängern.

Generationskonflikt

Aber obwohl, oder vielleicht weil, ich in solch einem patriarchalischen System mein Berufsleben begonnen habe, ich habe niemals diesen großen Generationskonflikt so richtig stark am eigenen Leibe gespürt. Die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit beeinträchtigt dabei ganz entscheidend den von mir bereits genannten Korpsgeist. Zu der Zeit, als ich zu den vorhin genannten Bedingungen meinen Berufsweg begann, wusste ich, dass jeder Ältere genau den gleichen Weg einmal gegangen ist und umgekehrt. Alle Generationen konnten also auf ähnliche Erfahrungen zurückgreifen und viel leichter ein Wir-Gefühl entwickeln. Heute ist es viel schwieriger mit Gemeinsamkeiten zwischen den Generationen.

Hochgeschwindigkeitsveränderungen

Die Zeiten haben sich natürlich auch  dramatisch verändert. Alles geht viel, viel schneller als früher. Ich glaube schon, dass die Jungen durch die bessere Vernetzung und eine höhere Mobilität ihre Erfahrungen wesentlich schneller machen können und dass viele Ältere irgendwann keine Lust mehr haben mit diesen Hochgeschwindigkeitsveränderungen Schritt zu halten. Das bedeutet, die Unterschiede zwischen Jung und Alt werden tendenziell größer, die Zusammenarbeit wird schwieriger. In meinem Rückblick arbeiteten in allen Unternehmensbereichen Jung und Alt gut zusammen. Fast jeder Bereich war altersübergreifend  besetzt und das sieht heute in vielen Unternehmen anders aus.

Gemeinsamer Erfolg

Natürlich ist es heute schwieriger geworden, aber alle sollten sich bewusst machen, dass jede Generation etwas zum gemeinsamen Erfolg beitragen kann und muss. Die Alten werden es nicht mehr ohne die Jungen rocken und die Jungen müssen ohne die Erfahrungen der Älteren sehr viele Umwege gehen. Gute Zusammenarbeit bedeutet auch, schneller zu sein als andere. Mein Eindruck ist jedoch, dass es mit dieser guten Zusammenarbeit immer schwieriger  wird. Junge Menschen treten häufig früher in den Beruf ein, gleichzeitig hat sich das Ruhestandalter erhöht.  Die Schere in der Gehaltsstruktur zwischen den Generationen ist immer größer geworden, die Älteren haben in vielen Fällen unbefristete Verträge und genießen Kündigungsschutz während die Jungen Zeitverträge in der Tasche haben. Alles Punkte, die leicht zu Neid und Missgunst führen können.

Erfahrung vs. neue Techniken

Was können Sie tun, damit die Zusammenarbeit zwischen den alten Hasen und den Jungspunden leichter funktioniert.
Die alten Hasen liefern in der Regel die Erfahrung und wichtige Qualifikationen, die jungen Wilden die Kreativität, den Mut neue Wege zu gehen und Kenntnisse im Bereich neuer Techniken. Mit solch einem Rundumpaket haben gemischte Teams alle Voraussetzungen, deutlich innovativer unterwegs zu sein als ein Team mit einer homogenen Altersstruktur.

Gute Zusammenarbeit durch

Worauf  sollten Sie achten, damit ein gemischtes Team erfolgreich sein kann?

  1. Die Teammitglieder müssen lernen eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Gerade Hierarchiedenken steht dieser gemeinsamen Sprache oft im Wege. Die Älteren haben im Laufe der Jahre eine gewisse Seniorität erworben die es vermeintlich zu verteidigen gilt und sie wünschen sich einen förmlicheren Arbeitsstil. Die jungen Wilden sind deutlich informeller unterwegs und weniger an Hierarchien interessiert. Unsere heutige stärker ausgeprägte Multikulti-Gesellschaft mit der Nähe zum schnellen DU spielt da ebenfalls eine große Rolle. An dieser Stelle sollten beide Seiten voneinander lernen und aufeinander zu gehen.
  2. Die Älteren müssen bereit sein aus der eigenen Komfortzone herauszutreten und nicht ständig versuchen die neuen und frischen Ideen abzubügeln. Argumente wie „das haben wir schon vor 20 Jahren versucht und es hat nicht funktioniert“ helfen da in jedem Fall nicht weiter. Zu diesem „aus der Komfortzone heraustreten“ zählt auch, sich technisch weiterzuentwickeln und z.B. neue Computerprogramme zu lernen.
  3. Denn Jüngeren hilft es, nicht zu forsch gegenüber einem älteren Kollegen aufzutreten. Mit allzu forschem Auftritt wecken sie Ängste und verhindern die Bereitschaft, den Erfahrungsschatz zu teilen.
  4. Es hilft denn jüngeren auch nicht, neidvoll auf die Gehälter und Privilegien der Älteren zu schauen. Die Zeiten haben sich geändert, dass gilt es bis zu einem bestimmten Grad zu akzeptieren. Kein Jüngerer kann erwarten, dass ein älterer Kollege erworbene Privilegien freiwillig wegschenkt. Gleichzeitig gilt für die Älteren jedoch auch, dass es sehr ungeschickt ist, mit erworbenen Privilegien anzugeben und zu prahlen.
  5. Grüppchenbildung stellt immer eine Gefahr da und so ist es auch in altersgemischten Teams. Wenn Alt und Jung sich gegeneinander verbünden, Wissen zurückhalten, dann ist es vorbei mit der guten Stimmung und die Grabenkriege beginnen.
  6. Wenn Sie als Vorgesetzter ein solches gemischtes Team führen, stellen sie sicher, dass sie jedermann gleichermaßen fair und gerecht behandeln. Das bedeutet, keine Sonderbehandlungen für Einzelne. Wenn ein Älterer regelmäßig zu spät ins verabredete Meeting kommt, wird er genauso angesprochen wie der Jüngere, der den ganzen Tag bei Facebook unterwegs ist, oder umgekehrt.

Für gutes Teamwork im allgemeinen sollten Sie auch in die Folge 3 “ Teamwork und soziales Faulenzen“ reinhören.

 

Extra-Ausgabe

Damit komme ich zum Ende und verabschiede mich gleichzeitig in meine wohlverdiente Sommerpause. Im September bin ich dann wie gewohnt wieder für Sie da.
Halt, das stimmt nicht ganz. In der nächsten Woche gibt es noch eine Extra-Ausgabe, ein kurzes Special mit Interaktivität.
Mehr verraten möchte ich an dieser Stelle noch nichts, außer, dass es um die „Perfektion“ gehen wird.
Also hören Sie unbedingt in der nächsten Woche noch einmal rein in die Extraausgabe.

Bis dahin, bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund, Ihr Thomas Reining

Zitat

Niemand hört es gern, dass man ihn Greis nennt.
Johann Wolfgang von Goethe

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